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3 Dinge, die ich in meiner Elternzeit gelernt habe (…und die auch im Job nützlich sind)

Vor Kurzem habe ich gelesen, dass laut einer Umfrage ein großer Teil schwedischer Arbeitgeber davon ausgeht, dass sich Mitarbeiter in der Elternzeit Fähigkeit aneignen bzw. Softskills schärfen, die sie bei ihrer Rückkehr zum Arbeitsplatz gewinnbringend einsetzen können.

 

Es ist grad 5 Uhr morgens, mein Sohn hat vor 2 Stunden die dritte Nacht in Folge entschieden, dass wir genug geschlafen haben. Und nun sitze ich hier und denke darüber nach, was ich in den bisher 6 Monaten Elternzeit gelernt habe und welche Rolle das für mein Berufsleben spielen könnte. Und mir fallen spontan einige Dinge ein:

 

1. Resilienz

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.

Zu den Säulen gehören u.A. Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, das Verlassen der Opferrolle und Selbstreflexion.

 

Nach zwei schlaflosen Nächten „morgens“ um 3 das Baby in den Schlaf tragen? Klingt anstrengend, ist es auch! Ich muss ehrlich zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, wie brutal Schlafentzug sein kann. Und noch vor ein paar Wochen war ich in solchen Phasen meist ziemlich verzweifelt, quasi am Limit meiner Belastbarkeit. Doch man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben…

 

Statt zu verzweifeln versuche ich die Zeit gewinnbringend für mich zu nutzen, die Umstände als gegeben anzusehen und optimistisch nach vorn zu schauen. Es ist der wohl abgedroschenste Satz der Elternschaft „Es ist nur eine Phase“. Und doch ist viel Wahres dran! Die harten Phasen, ob privat oder beruflich, gehen vorüber. Im beruflichen Kontext war Resilienz immer eine meiner Stärken und doch habe ich das Gefühl, dass ich jetzt ganz anders mit herausfordernden Situationen umgehen kann. Um es mit Britneys Worten zu sagen „Now I‘m stronger than yesterday“.

 

2. Flexibilität

Elternschaft ist ein Abenteuer! Eine eigenständige Persönlichkeit wird zum Nukleus deines Lebens! Man verbringt jede Sekunde zusammen, man liebt diesen kleinen Menschen mehr, als man je dachte dass es möglich sei und doch lernt man sich grad erst kennen. Zudem entdeckt man sich selbst neu in der Elternrolle.

 

In den letzten 6 Monaten waren wir mit unzähligen ersten Malen konfrontiert. Noch nie waren wir so oft so unsicher, musste so viele Entscheidungen treffen. Inzwischen wissen wir sehr gut, was bei einer Babyerkältung hilft, was unser Sohn gerne isst, wie er gern spielt und wie wir am besten als Team Eltern funktionieren. Doch auf dem Weg dahin mussten wir viel ausprobieren, die Richtung wechseln, flexibel sein. Vom Multitasking ganz zu schweigen...

 

Als Mensch der es liebt Dinge zu planen war diese Ultra-Flexibilität nicht immer ganz einfach. Doch man kann nun mal nicht alles planen und manchmal muss es unterwegs dann doch der U-Turn sein. Als Mutter bin ich viel flexibler geworden und treffe Entscheidungen nicht mehr fast ausschließlich mit dem Kopf. Mein Bauch hat nun auch ein ordentliches Wörtchen mitzureden.

 

3. Done is better than Perfect

Ich liebe To-Do Listen. Wobei, nein! Ich liebe es To-Do Listen abzuarbeiten. Plot Twist: Babies interessieren sich allerdings herzlich wenig für To Dos.

 

Da ist, neben dem Schlaf, eine weitere Sache, über die alle Eltern sprechen, deren Tragweite ich mir aber nicht bewusst war: Der Faktor Zeit!

 

Spielen, wickeln, füttern, PEKIP, Rückbildung, Kinderarzt, Baby Massage, plötzlich stehen viele neue Dinge auf To-Do Liste und vieles von „früher“ fällt einfach mal hintenüber. Es klingt so banal, aber zu akzeptieren, dass Dinge auch mal nur mit 80 % abgeschlossen werden können fiel und fällt mir nicht leicht. Prioritäten setzen ist elementarer denn je. Und vor allem an Tagen an denen es nicht leicht ist weiß ich genau, was ich noch dringend „abarbeiten“ muss, was ich auch mit 80 % abschließen kann und was sich eben hinten anstellen muss.

 

Für mich gibt es nichts, was mich besser macht als mein Sohn es tut. Mit allem was dazu gehört, natürlich vor allem auf privater Ebene! Und dennoch; für den beruflichen Kontext könnte man die Elternzeit als eine Art Agile Coaching sehen, welches mich flexibler, resilienter und produktiver macht. Leider habe ich häufig das Gefühl, dass Arbeitgeber Elternzeitrückkehrer eher als vermindert leistungsfähig einschätzen und Kinder als einschränkender Faktor für die Karriere gesehen werden. Dabei hatte ich noch nie in meinem Leben eine so steile Lernkurve.

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