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Active Sourcing: Privates Profil oder Unternehmens-Account?

In vielen Workshops bekam ich in den letzten Jahren die Frage, ob es besser ist das private, oder ein Unternehmens-Profil für das Active Sourcing auf XING oder LinkedIn zu verwenden. Einige Recruiter fühlen sich nämlich nicht wohl damit, mit dem privaten Profil im beruflichen Kontext aktiv zu werden. Man möchte das eigene Unternehmen als Recruiter gut repräsentieren und gleichzeitig die persönliche Meinung auf dem eigenen Profil zum Ausdruck bringen können. Dieser Spagat sorgt manchmal für einen inneren Konflikt.

 

Meine Antwort war und ist hier ganz klar: Nein, bitte auf keinen Fall ein zweites Profil. Nutze Dein bestehendes privates Profil, um in Netzwerken Active Sourcing zu betreiben. Aber warum eigentlich?

 

Was sind die Vorteile, mit dem persönlichen Account Active Sourcing zu betreiben?

 

1) Vertrauen aufbauen

Im Active Sourcing begeben wir uns aktiv auf die Suche nach Kandidaten. Die Kandidaten kennen uns und unser Unternehmen möglicherweise nicht. Daher ist es unheimlich wichtig einen vertrauensvollen, seriösen Eindruck zu hinterlassen. Das persönliche Profil ist hierfür das ideale Werkzeug, denn es ermöglicht sich dem Gegenüber nahbar und menschlich zu zeigen, um eine Beziehung aufzubauen.
Wer verbirgt sich hinter dem Profil? Schreibt mich da ein Mensch an oder eine Recruiting-Abteilung?

 

Das eigene Profil sollte persönliche Informationen enthalten, das macht einen vertrauensvolleren Eindruck, ist gut für den Beziehungsaufbau und erhöht die Chance auf eine Rückmeldung.

 

2) Bekommt der Kandidat etwas, möchte er etwas zurückgeben

Im Active Sourcing möchten wir etwas vom Kandidaten. Wir möchten Informationen zum aktuellen Karrierestatus und zur Motivation, sowie Einblicke in das persönliche Leben. Wenn wir im Vorwege Informationen über uns selbst und unser Unternehmen auf unserem Profil preisgeben, fällt es vielen Kandidaten leichter, auch etwas von sich zu teilen. Dahinter verbirgt sich ein simpler psychologischer Trick: Wenn ich etwas bekomme, dann werde ich auch schneller etwas zurückgeben.

 

Das Wort „Reziprozität“ ist hier das Stichwort. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht: Es besagt lediglich, dass wir Menschen dazu neigen, etwas zurück zu geben, wenn wir von einer anderen Person etwas bekommen. In unserem Fall Informationen über die eigene Person.
Unser eigenes Profil sollte also mit möglichst vielen relevanten Informationen angereicht sein, damit der Kandidat sich ein Bild von seinem Gegenüber machen kann. Persönlicher Werdegang, die eigene Ausbildung, besondere Qualifikationen, ein charmantes Profilbild und auch die Hobbys sind eine gute Möglichkeit dem Kandidaten gegenüber in Vorleistung zu gehen.

 

3) Bessere Antwortraten über persönliche Gemeinsamkeiten

Eine Beziehung entsteht häufig über Gemeinsamkeiten. Gemeinsame Interessen, ein gemeinsamer Wohnort, oder die selbe Universität können beim Active Sourcing eine große Rolle spielen und dem Kandidaten dabei helfen, eine „Brücke zu uns zu bauen“.
Wenn wir Gemeinsamkeiten aktiv in die Direktansprache einbauen, kann das einen erheblichen Einfluss auf unsere Antwortrate haben.

 

4) Dein Netzwerk ist Deine Kompetenz

Es ist möglich, dass ein Kandidat einen Recruiter als kompetenter und seriöser wahrnimmt, wenn dieser über ein großes Netzwerk verfügt. 
Ein Profil mit ausschließlich 5 Kontakten im Active Sourcing kann auch schnell mal als Bot erachtet werden und dann bekommen wir erst recht keine Antwort vom Kandidaten.

 

Vernetzt Euch also aktiv und baut ein starkes Netzwerk auf XING und LinkedIn auf. Dies sendet dem Kandidaten die Botschaft: „Der Recruiter hat ein großes Netzwerk, kennt viele Leute und kann mir somit auch einfacher einen guten Job organisieren“. Außerdem spricht ein großes Netzwerk für Erfolge, denn es suggeriert, dass bereits viele andere von Deinen Recruiting-Skills profitieren konnten.

 

Warum ein starkes Netzwerk grundsätzlich wichtig ist kannst Du hier nochmal nachlesen: Mit Netzwerk zum Traumjob

 

5) Ein gutes Profil führt zu effizienter Kommunikation

Kandidaten entscheiden innerhalb weniger Sekunden, ob sie eine Nachricht lesen oder nicht. Lange und breite Vorstellungen des Recruiters und warum sie jetzt den Kandidaten anschreiben, können hier kontraproduktiv sein und die Nachricht unnötig länger machen, als sie sein müsste.

 

Spar Dir diese Informationen im Nachrichtentext und mach sie stattdessen im Profil verfügbar. Der Kandidat kann sich somit selbst anschauen, welche Informationen ihn interessieren. Dadurch kannst Du in der Ansprache schneller zum Punkt kommen, Gemeinsamkeiten aufzeigen und die Beziehung zum Kandidaten aufbauen, indem Du auf das eingehst, was wirklich wichtig ist: Warum der Kandidat zur Vakanz und zum Unternehmen passt.

 

6) Die Unternehmensvorstellung kann auch ins eigene Profil

Jetzt könnte man natürlich entgegnen: „Naja, aber ich schreibe doch für das Unternehmen an. Wenn ich einen separaten Unternehmens-Account anlege, dann kann ich ja viel besser das Unternehmen repräsentieren und der Kandidat kann die Verbindung zum Unternehmen herstellen.“.

 

Das ist ein toller Punkt und die gute Nachricht ist, dass das im eigenen privaten Profil fast noch besser gelingen kann indem wir die Informationen des Unternehmens mit unseren eigenen Informationen kombinieren. Wir könnten Bilder von uns und den Recruiting-Kollegen beim letzten Teamevent hochladen, Bilder von uns aktiv bei der Arbeit, Bilder von uns in der Mittagspause, bei tollem Wetter und schönem Ausblick...Was es auch ist, Bilder eignen sich sehr dazu, zu transportieren, wie es sich anfühlt bei Euch im Unternehmen zu arbeiten.

 

Am einfachsten gelingt es uns zu verstehen, was im Recruiter Profil wichtig ist, wenn wir uns in die Situation des Kandidaten versetzen. Überlegt Euch selbst, was schaut ihr Euch an einem Profil an, wenn ihr eine Nachricht von einem Recruiter bekommt? Wie prüft ihr, ob diese Person vertrauenswürdig ist und ob es sich lohnt zu antworten? Worauf kommt es an?

Wollt ihr von einem Unternehmen oder von einem Menschen angesprochen werden?

 

Es ist ein tolles Gefühl, wenn die ersten Antworten in dem persönlichen Profil eintrudeln. Sei mutig und trau Dich Dein eigenes Profil fürs Active Sourcing zu nutzen. Das schafft Vertrauen, ist seriös und führt zu mehr Erfolg im Active Sourcing. Unternehmens-Accounts wirken in vielen Fällen dagegen leider eher unpersönlich und sehr steril.

Damit ist uns bei der Direktansprache häufig leider nicht geholfen.

 

Wie handhabst Du das Thema, was sind Deine Erfahrungen?

Wir freuen uns auf Feedback.

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