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Recruiting is like Dating! Mit welcher Ansprache gewinnt man Kandidatenherzen?

(c) pexels
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Heutzutage sind wir fast alle immer wieder auf der Suche nach dem „Perfect Match“.

Sei es die perfekte Avocado – nicht zu weich und nicht zu fest. Das perfekte Wetter – nicht zu warm, nicht zu kalt, das perfekte Dinner, der perfekte Job und natürlich der perfekte Partner.

 

Im Recruiting, sowie im Dating suchen wir den perfekten Kandidaten oder die perfekte Kandidatin.
Aber wer spricht wen an und vor allem wie?

 

Fakt ist: Mehr als 50 % der Kandidaten wollen lieber angesprochen werden, als sich auf einen neuen Job zu bewerben.

Im IT Bereich sind es sogar 78 %, wobei über die Hälfte sich wünschen würde, dass der Erstkontakt direkt über den Fachbereich erfolgt. 
Hier gibt es starke Parallelen zum Dating: Laut einer Forsa Umfrage wünschen sich 72 % der Männer von der Frau angesprochen zu werden. Allerdings gaben nur 39 % der befragten Frauen an, sich zu trauen den ersten Schritt zu machen. 

 

Ob im Supermarkt, der Afterwork Party, an der Bushaltestelle: Jeden Tag begegnen uns unzählige Möglichkeiten diese eine, für uns richtige Person anzusprechen. Doch aller Anfang ist schwer. Bei der Ansprache von Kandidaten auf XING ergeht es vielen Recruitern wohl ähnlich, wie bei der Partnersuche. 

 

Da gibt es verschiedene Herangehensweisen. Schauen wir uns drei etwas genauer an:

 

 ------ ACHTUNG HINWEIS: Dieser Text weist sarkastische und überspitzte Inhalte auf, die mit Vorurteilen zwischen Frau und Mann spielen und kontrovers diskutiert werden können. Diese Inhalte des Textes entsprechen nicht der persönlichen Meinung der Autoren, alle Hinweise zum Thema Recruiting allerdings schon ;) Bitte lesen Sie jetzt nicht weiter, sollte dies ein Problem für Sie sein... ------

 

 1) „Der Dödel“

Der Dödel hat so ca. 3,8 Promille und setzt auf Masse statt Klasse.  Alles was ihm vor die Flinte kommt wird angesprochen, sofern es auch nur halbwegs in sein Beuteschema passt. Hat vorwiegend „er“, sein Objekt der Begierde erstmal erspäht – ruft er durch die komplette Bar – „Hey Baby, ich bin das Beste, was dir je passiert ist. Worauf wartest Du noch? Zu mir oder zu dir?“

Hoffentlich ist in diesem Fall die Antwort:  „Nein! Und jetzt mach Dich vom Acker!“. 

 

Das Pendant hierzu im Recruiting heißt: Massenmailing!


Wir haben sie alle schon bekommen: Diese Nachricht, die einem eine „neue Herausforderung mit bester Bezahlung und 1A Aufstiegschancen“ verspricht. Mit Hilfe eines Templates werden unzählige Kandidaten angeschrieben. Auf die fachliche Passung, individuelle Anforderungen oder Wechselmotivatoren wird nicht eingegangen. Bravo! Damit läuft das Active Sourcing bestimmt wie am Schnürchen...

 

Der Vorteil des Idioten: Er ist leidensresistent. Ihn juckt es nicht, ob er eine Abfuhr bekommt. Er probiert es einfach solange, bis jemand anbeißt.

Trotz überschaubarer Erfolgschancen lässt er sich nicht unterkriegen. Ganz getreu dem Motto: „Ein blindes Huhn, findet auch mal ein Korn.“

 

2) „Der Klassiker“

Der Klassiker geht mit einem ermutigenden Klapps seiner Kollegen einfach mal rüber und probiert sein Glück. Etwas unsicher und aufgeregt sagt er sowas wie: „Hi, ich bin Jan – tolles Lachen! Du wirst bestimmt häufig angesprochen, bei deiner Ausstrahlung. Lust was zu trinken? Ich lade Dich ein.“

 

Er wirkt freundlich und professionell, wenn doch oberflächlich. Mit etwas Glück kommt er ans Ziel. 

Die Chancen stehen 50:50…Das Gespräch geht mit Smalltalk weiter. Was sie denn so beruflich macht und wie ihr Tag so war.

Nun sollte er mal langsam in die Pötte kommen und nach der Telefonnummer fragen, bevor es zu spät ist.

 

Im Recruiting ist dies so eine Hybridlösung zwischen Template und individueller Ansprache:

 

Hallo Sabine,


mein Name ist Jan und ich bin Recruiter bei der Flirt GmbH – Ich bin gerade auf Dein tolles Profil gestoßen und Deine aktuelle Position als Paartherapeutin bei der Date AG passt ideal zu meiner Vakanz. Die Flirt GmbH ist ein Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und tollen Produkten, sowie einem tollen Team und sucht nach neuen Kollegen mit so toller Expertise wie Deiner. Schau Dir doch mal die Stellenanzeige an und melde Dich zurück. Lass uns gern auch mal telefonieren. [...]

 

Gleiches Prinzip also, nur dient in diesem Fall kein Drink als Köder, sondern der Stellenanzeigenlink.

Der Recruiter stellt sich und sein Unternehmen kurz vor und signalisiert, dass der Kandidat interessant ist. Er nimmt Bezug zum Profil, wird leider aber wenig konkret. Da es noch wenig Anhaltspunkte für einen Beziehungsaufbau gibt sollte möglichst bald ein Telefoninterview geführt werden, bevor der Moment verpufft.

 

 

(c) pixabay
(c) pixabay

 

3) „Der, der es wirklich ernst meint“

 

Es beginnt mit Blickkontakt und einem Lächeln, nach einem kurzen Augenblick kommt er dann rüber.

Er setzt sich neben sie, das Buch auf ihrem Tisch hat er längst entdeckt. Er kennt es, denn er hat es selbst gelesen. Er setzt sich neben sie, schmunzelt, schaut sie kurz an und sagt: 

 

 „Tolles Buch oder? Manchmal wünschte ich, ich wäre auch so mutig und würde all meine Sachen verkaufen, um in die weite Welt zu reisen. Kennst Du das Gefühl?“ Sie unterhalten sich lange darüber, wo ihre Weltreisen hin gehen würden und welche Teile der Welt sie schon bereist haben. Ihre Gemeinsamkeiten schaffen schnell eine vertrauliche Verbindung, obwohl sie sich erst seit kurzen Augenblicken kennen. Neugierde und der Wunsch den anderen noch besser kennenzulernen bauen sich auf. 

 

„Vielleicht sollten wir mal zusammen verreisen?!“ sagt er verschmitzt, mit einem Augenzwinkern.

„Lass uns doch lieber mit einem gemeinsamen Kaffee kommende Woche starten“, antwortet sie und hat das Gefühl, dass sie sich bereits auf eine Reise begeben hat.

 

Der Recruiter in diesem Fall ist der, der sich wirklich mit dem Kandidaten auseinander setzt.

 

Er hat das Profil gelesen und sich überlegt, welche Gemeinsamkeiten bestehen.

Natürlich würde er gern sofort die Vakanz ansprechen weiß aber, dass dies verfrüht wäre und erst eine vertrauensvolle Basis geschaffen werden sollte.

 

Worauf kommt es also an, wenn wir durch eine vertrauliche Basis unsere Response Rate erhöhen wollen?

 

  • Matching: Das Profil wurde gelesen und verstanden, anstatt einfach los zu legen. Vakanz und Profil passen zusammen.
  • Wertschätzung: Es wurde erkannt, welche Faktoren dem Kandidaten wichtig sind. Welche Wechselmotivatoren gibt es? Welche Hobbies hat der Kandidat? Welche Mehrwerte bieten wir ihm? 
  • Beziehungsaufbau: Gemeinsamkeiten sind der Schlüssel zum Erfolg. Sie schaffen Vertrauen und ermöglichen einen Beziehungsaufbau. Was habe ich mit dem Kandidaten gemeinsam? Was hat mein Unternehmen mit dem Kandidaten gemeinsam, und zwar über die Vakanz hinaus? Häufig hilft es sich zu fragen, wie würde ich den Kandidaten ansprechen, wenn ich ihn nicht für eine Vakanz ansprechen würde?
  • Authentizität: Damit es funktioniert ist es wichtig authentisch zu bleiben. Wenn ich kein echtes Interesse an meinem Gegenüber habe, wird dieser das auch merken.

 

Was heißt das nun? Gibt es „den einen Weg“ zum Erfolg? – Höchstwahrscheinlich nicht.

Je nach Bedarf und Situation kann jeder von uns „Der Dödel“, „Der Klassiker“ oder „Der, der es wirklich ernst meint“ sein. 

 

Sind wir Dödel, so ist dies möglicherweise nicht absichtlich der Fall, sondern auf besondere Umstände zurückzuführen. Vielleicht haben wir nicht genug Ressourcen? Sind wir klassisch unterwegs, sehen wir möglicherweise hier den effizientesten Weg zum Erfolg. Und haben wir unser „perfect match“ vor uns, dann sind wir auch bereit „es wirklich ernst zu meinen".

Eins bleibt: Wir haben doch alle nur das Bedürfnis, „die“ oder „den Richtigen“ (Kandidaten) zu finden ;)

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Peter (Donnerstag, 09 Januar 2020 09:27)

    Naja, jeder der schon mal eine DA gemacht hat weiß, dass es ausreicht die Kandidaten erst einmal mit einer guten Ausschreibung und einem kurzen aber guten Intro anzusprechen. Dafür muss man erst einmal nicht super tief in das Profil einsteigen. Zudem sind viele Jobtitel mittlerweile nichts sagend und die Chance, dass man nicht 100% ins schwarze trifft ist erhöht. Der Text ist daher für mich persönlich wenig Praxisnah, wenn auch humorvoll aufs Dating bezogen.

  • #2

    Laura (Freitag, 06 März 2020 11:15)

    Ich glaube viele Recruiter versuchen so aufzutreten wie "Der, der es wirklich ernst meint". Was bringen 100 Nachrichten, die ich am Tag verschicke, wenn dann niemand reagiert, weil es klingt wie aus der Retorte?

    Die Frage ist nur: woher bekomme ich die Infos, die ich brauche, um zu zeigen, dass ich es ernst meine? Viele Profil geben einiges an Infos her, warum Experte und Vakanz zueinander passen, aber darüber hinaus eher wenig. Bei Xing ist der "Ich suche" Part bspw. oft schlecht gepflegt. Dann kann ich auch nicht gezielt erklären, dass mein AG genau das anbietet, was der potentielle Kandidat sucht.

    Da ist man als Recruiter auch schon mal in der "Klassiker-Rolle" gefangen.